Pleurotaceae 2019

Nr. 1: Hohenbuehelia josserandii Consiglio & Setti

Zur Bestimmung: Geschlüsselt mit Consiglio&Setti 2018, FN und Gröger. Die Art wurde bislang als H. pinacearum und davor als H. silvana bezeichnet. Consiglio & Setti haben gezeigt, dass die von Thorn aus Kanada beschriebene H. pinacearum sich genetisch unterscheidet, und für die europäischen Funde deshalb den Namen H. josserandii eingeführt. Sonst stimmt die Beschreibung gut überein. H. unguicularis wächst normalerweise auf Laubholz und hat wesentlich gedrungenere Sporen (Q=1,8). In der Roten Liste Bayern (Stand 2009) ist die Art noch als verschollen (RL1) geführt, Peter Karasch hat sie jedoch 2014 im Bayerischen Wald, ebenfalls an Tanne, gefunden. In Oberbayern liegen bislang keine Fundmeldungen vor (pilze-deutschland.de 2019).

Foto Foto Foto Foto Foto Foto Foto Foto Foto

Funddaten: 22.06.2019; MTB 8032-2-1-1, 590 m, Koordinaten: 11° 4' 59,04'' E, 47° 59' 28,43'' N; D – By – Landkreis Landsberg am Lech, Gemeinde Dießen am Ammersee, Riederau, Rieden, Roßweide; Mischwald (Buche, Eiche, Fichte, Kiefer, Tanne, Birke, Schwarzerle) über Würmmoräne; auf ca. 2 cm dickem Tannenast; gesellig (ca. 5 Fk);
Fk bis 8 mm breit, muschelförmig, anfangs fein weiß bereift, später nur an der Anwachsstelle weißlich bereift bis behaart, graubraun bis olivbraun, mit feinen dunkleren, anliegenden Schüppchen; Stiel: fehlend; Lamellen: entfernt, dick, ca. 8-10 erreichen die Anwachsstelle, wo sie sich nicht berühren, stark untermischt, cremefarben bis graubeige; Schneiden etwas dunkler, graubraun, beim Trocknen schwärzend; Fleisch: unter der HDS stark gelatinös; Mikromerkmale vom Frischpilz (in KOH mikrosopiert): HDS: am ehesten trichodermal, ziemlich chaotisch im Frischpräparat, aus dünnwandigen hyalinen Zellen mit ca. 2,3-4 µm breiten Endzellen, grob querstreifig dunkelbraun inkrustierten Zellen und schwach dickwandigen intrazellulär oder parietal dunkelbraun pigmentierten Zellen, eingebettet in eine dicke gelatinöse Schicht mit locker verwobenen, intakten ca. 2-3 µm breiten, oft stracheldrahtartig inkrustierten Zellen; keine Pileogliosfex gesehen; Lamellenschneide: mit 3 verschiedenen Zelltypen: 1) Cheilozystiden (die dominieren); 2) Metuloide; 3) Cheilogliosfex 1) Cheilozystiden keulig, oft schwach dickwandig, hyalin oder blass bräunlich pigmentiert, ca. 17-24 x 7-14; möglicherweise handelt es sich dabei um Cheilogliosfex mit fehlender/nicht sichtbarer Spitze; 2) Metuloide meist spindelig, an der Schneide meist etwas kleiner als an der Fläche, ca. 29-57 x 6-8, dickwandig und blass braun pigmentiert, apikal meist dünnwandig, meist mit üppigem Kristallschopf, der aber auch fehlen kann oder sich in KOH auflöst; 3) Cheilogliosfex: lecythiform mit sehr kleinem Köpfchen, keine Schleimkappen gesehen, ca. 20-29 x 5-10 (Gesamtmaß mit Hals und Capitulum x Bauch); Pleurozystiden: als Metuloide ca.60-70 x 8-12, meist spindelig, dickwandig und braun pigmentiert; Basidien: 4-sporig, mit Basalschnalle, ca. 37-31 x 5-7; Sporen: zylindrisch, schlank ellipsoid, meist schwach bis deutlich gekrümmt (allantoid), Maße: 7,6 x 3,4 (6,6-9,3 x 3,1-3,8), Q=2,21 (2,00-2,45), 20 Sp. gemessen;

Nr. 2: Hohenbuehelia tremula (Schaeff.: Fr.) Thorn & G.L. Barron

Zur Bestimmung: Mit Consiglio & Setti (2018) geschlüsselt. Die mikroskopische Trennung des Petaloides-Komplexes im Schlüssel ist aus meiner Sicht kaum nachvollziehbar. Aufgrund der relativ dünnfleischigen Fk, Wachstum auf von Nadeln dominierter Streu und relativ großen Sporen bestimmte ich als H. tremula. Könnte aber genausogut H. thornii sein.

Foto Foto Foto Foto Foto Foto

Funddaten: 15.08.2019; MTB 8533-1-2-3, 1035 m; Koordinaten: 11° 13' 23,5'' E; 47° 28' 30,27'' N; D-By-Landkreis Garmisch-Partenkirchen, Gemeinde Krün, Klais, Kranzbach; Fichtenmischwald über spätglazialen Schottern; am Waldrand bei jungen Tannen, Buchen und Fichte; gesellig bis büschelig;
Fk bis gut 4 cm breit, trichterig (meist geschlitzt), fächer-, spatel- oder muschelförmig, deutlich gestielt, in Stielnähe bisw. feinst weißlich überreift, sonst glatt, eher dünnfleischig, hell olivbraun bis khakifarben, schwach hygrophan; Stiel kurz und kräftig, oft gebogen, cremeweiß, an der Basis weißfilzig; Lamellen weit herablaufend, gedrängt, schmal, frisch cremeweiß, alt nachdunkelnd, blass ockergelb; Fleisch: mit schmaler gelatinöser Schicht unter der HDS, sonst siehe Schnittbild; Geruch: nach Mehl; Sporenpulver: weiß; Mikromerkmale vom Exsikkat: HDS: gelatinöse Schicht ca. 300 µm dick, aus unten liegenden, dann aufsteigenden Hyphen, Zellen intakt, ca. 2-4 µm breit, bisw. etwas aufgeblasen und dann 7-10 µm breit, schwach dickwandig; darüber eine dünne Schicht aus verschlungenen, oft etwas divertikulierten oder verzweigten Zellen, mit Pileometuloiden, Pileogloeophex keine deutlich zu sehen; Sporen: breit ellipsoid, apikal tendenziell etwas schmäler als basal, aber auch oft ideal ellipsoid, nicht kongophil, Maße: 6,7 x 4,9 (6,0-7,5 x 4,1-5,5), Q=1,37 (1,24-1,73), 30 Sp. gemessen;

Nr. 3: Hohenbuehelia petaloides (Bull.: Fr.) Schulzer

Zur Bestimmung: Mit Consiglio & Setti (2018) bestimmt. Fleischige Fk, grob bereifte Hüte, dicke Gelschicht in der HDS und relativ kleine Sporen sprechen klar für dieses Bestimmung.

Foto Foto Foto Foto Foto Foto Foto

Funddaten: 10.10.2019; Koordinaten/Höhe: 43°20'17.68"N, 11°59'20.55"E; 480 m; Italien, Toskana, Castiglion Fiorentino, S. Bartolomeo; Laubmischwald (Eiche, Kastanie, Hopfenbuche); am Stammgrund einer Hopfenbuche, auf Erde; gesellig (3 Fk);
Hut: muschelförmig, bis 7,5 cm breit (massiver Pilz!), auf hellbraunem Grund dicht weißlich überreift, am Rand radialstreifig; Stiel: kurz, kräftig und dick, weiß; Lamellen: herablaufend, gedrängt, cremeweiß; Fleisch: weiß, unter der Huthaut mit ca. 0,5 mm dicker dunkel graubrauner Gelschicht; Geruch: im Schnitt nach Mehl; Mikromerkmale vom Exsikkat: HDS: Gelatinöse Schicht der Huthaut ca. 600 µm dick, aus intakten, teils auch gelifizierten, aufsteigenden und in eine Gelmasse eingebetteten Zellen; darüber eine stark verflochtene Cutis, aus der in Büscheln aufsteigende Zellen entspringen (grobe Bereifung); Pileo-Metuloide sehr zahlreich; Sporen: ellipsoid, apikal tendenziell etwas schmaler als basal, kaum kongophil, Maße: 6,5 x 4,0 (5,6-8,2 x 3,7-4,5), Q=1,61 (1,47-1,82), 30 Sp. gemessen;